Datum: 
23.04.2014
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Derjenige, der um Allah's Willen auswandert, ist auch derjenige, der sich von dem distanziert, was Allah verboten hat.

Zu Beginn jedes Hidschri-Jahres sollten wir alle über die Weisheit, die sich im Wechsel von Tag und Nacht und in jedem bereits verstrichenen Monat manifestiert, nachsinnen. Wir sind eine Gemeinschaft, die als Ausgangspunkt ihres Kalenders und ihrer Geschichte die Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina, Friede und Segen auf ihm, verwendet.

Als Grundlage für unsere kalendarische Zeitrechnung hätten wir auch die Geburt des Propheten, Friede und Segen auf ihm, heranziehen können.

Wir haben uns daran gewöhnt, Worte nur auf ihre äußere Bedeutung zu beschränken, daher ist das Wort Hidschra (Auswanderung) für uns in seiner Bedeutung nichts mehr als ein Synonym für das Verlassen eines Ortes, um zu einem anderen zu gelangen. Jedoch sollten wir uns sehr wohl Gedanken darüber machen, wie es um das tiefere Verständnis insbesondere dieses Wortes steht. Wir sollten uns den Kontext verdeutlichen, den dieses Wort mit sich bringt, insbesondere hervorgehoben durch die Worte unseres Propheten, Friede und Segen auf ihm, gesprochen in seiner Abschiedswallfahrt: “...und soll ich euch sagen, wer wirklich gläubig ist? Es ist derjenige, dem andere Menschen ihr Hab und Gut und sogar ihr Leben anvertrauen; Der Muslim ist derjenige, vor dessen Handlungen und Wörtern andere sicher sind, der wahre Kämpfer ist derjenige, der gegen sein Ego im Befolgen Gottes Gebote kämpft, und der Auswanderer ist derjenige, der die falschen Handlungen und Sünden verlässt”.

In einer Überlieferung von Imam Bukhari heißt es: “Der Auswanderer ist Jener, der Handlungen unterlässt, die Gott verboten hat.” Eine der Bedeutungen von Auswanderung im Bezug auf diese Aussagen ist, die Handlungen zu unterlassen, welche Gott verboten hat; Jeder von uns sollte fühlen, dass er dazu aufgefordert ist, von schlechten Handlungen abzulassen, von Sünden, egal ob am Tage oder Nachts, sowie zu jedem Beginn des neuen Jahres.

Wenn die äußere Bedeutung eines Auswanderers diejenige ist, einen Ort zu verlassen, um zu einem Anderen zu ziehen, was ist dann die innere Bedeutung dieses Wortes? Und wohin wandert man da aus? In Wirklichkeit geht es hier darum, VOR seiner inneren Welt IN die (tatsächliche) innere Welt zu emmigrieren, vom Befolgen der niederen Wünsche und Instinkte zur Nähe bei Gott, von Sünden und schlechten Taten zur Reue und Bitte um Vergebung, sodass man in jeder Situation von einem (spirituellen) Halt zum nächsten reist; Nur auf diese Weise wird das eigene Leben eine Hidschra, eine Suche und Reise zu Gott.

Die Tatsache, dass sich unsere Geschichte auf die Auswanderung des Propheten, Frieden und Segen auf ihm, auf dieses Ereignis bezieht, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf einen ganz bestimmten Punkt: Die Macher unserer (Anm.: islamischen Gemeinschaft) Geschichte sind Menschen, die vor Gott aufrichtig sind. Sie verlassen die Verbote Gottes und die niederen Stufen des Selbst zu den nächsten Rängen, in denen das niedere Selbst zu schlechten Taten aufruft, dann weiter zu den Stufen des Gewissens, darüber weiter zu den höheren Ebenen des rationalen Selbst bis sie zu den Stufen des zufriedenen Selbst gelangen, in denen Allah der Erhabene mit seinem Diener zufrieden ist und Sein Diener mit Ihm. Und dadurch werden sie für die wichtigste Phase der Lebensreise vorbereitet: die Phase, in der man zur Gegenwart Gottes reist. Der Tod wird zu einem Herzen kommen das friedlich ist, weil es ein Herz ist, das sich daran gewöhnt hat, Dinge zu einem guten Ziel zu führen und stets wachsam und aufmerksam ist.

Der Mensch stirbt so, wie er gelebt hat und wird so auferstehen, wie er gestorben ist. Wenn der Gläubige sich dieser Bedeutung bewusst ist, wird er zu einem Individuum, das eine Nation bilden kann und wird somit von Allah auserwählt werden, um der Nation von Muhammed, Friede und Segen auf Ihm, Beistand zu leisten. Als Nation sind wir nicht weit davon entfernt, Unterstützung zu bekommen und möglicherweise erweist sich dies als Nutzen bringend für euch selbst.

Lasst euch nicht durch das Herumwandern der Ungläubigen im Lande betrügen; Ihr Wohlbefinden ist von kurzer Dauer. Diejenigen, die Gott auserwählen wird, damit sie die Gesellschaft unterstützen, werden jene sein, deren Vertrauen auf die Nachrichten, die sie von Gott und seinem Propheten, Friede und Segen auf Ihm, erhalten haben, größer ist, als jenes Vertrauen auf ihre eigene Sinneswahrnehmung.

Worüber wir uns im Klaren sein müssen ist, dass jene, durch die Gott Unterstützung bringt, welche bald dieser Gemeinschaft gegeben wird, auch jene sein werden, deren Lebensweise beispielhaft dieses Bewusstsein verdeutlicht und deren Tage und Nächte mit dem Unterlassen der Verbote Gottes vergehen. Diese sind Verbote, die für sie selbst, ihre Ehegatten, ihre Nachkommen und ihr Umgang mit dem Umfeld gelten.

Der Prophet Gottes, Friede und Segen auf ihm, sagte: “Die Sache des Islams wird sich soweit erstrecken wie sich Nacht und Tag erstrecken, und Gott wird kein Haus und kein Zelt auslassen, in welche seine Religion nicht einziehen wird. Einige werden geehrt sein und andere gedemütigt. Gott wird den Islam ehren und den Unglauben demütigen.” [Musnad]

Wenn du in diesem Sinne mit einem gefestigten Herzen lebst, das fest überzeugt ist von diesen Tatsachen, wird der Islam durch deine Würde jedes Haus betreten. Wenn du allerdings achtlos und unbesonnen ein weltliches Leben führst, nicht an das jenseitige Leben denkst, deine Pflicht, als Muslim Güte und Glauben mit deinem Charakter zu verbreiten nicht erfüllst, nicht rechtschaffen bist und keine edlen Bestrebungen hast, wird der Glauben trotz alledem sich verbreiten, allerdings ohne dich! Nach alledem wirst du dich in einem niedrigen Zustand finden. Darum beobachte dich von Jahresbeginn an und überprüfe, wie es voranschreitet.

Oh Allah, segne dieses Jahr und erlaube uns in Deine Gegenwart durch gute Taten zu gelangen und erhebe uns, indem Du Dich unserer annimmst und lass uns Standhaftigkeit zuteil werden, in dem, was Du liebst und Dir gefällt.

 

Habib Ali Jifri

Übersetzt von Reyhan Altindas