Datum: 
26.03.2020

Die Gelehrten sagen, dass die sprachliche Wurzel des Wortes Shaʿbān auf „Zweig“ hindeutet, weil sich im Monat Shaʿbān so viel Gutes abzweigt. Er fungiert als Brücke zwischen den beiden gesegneten Monaten Raǧab und Ramadan. Trotzdem wird er oft vernachlässigt.  

Der Gesandte Allahs (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren) machte uns auf diese Tatsache aufmerksam, als er gefragt wurde, warum er im Shaʿbān so viel fastete. Er antwortete: „Es ist ein Monat zwischen Raǧab und Ramadan, den die Menschen vernachlässigen. Es ist ein Monat, in dem Taten zum Herrn der Welten erhoben werden, und ich liebe es, dass meine Handlungen zu Ihm emporgehoben werden, während ich faste.“  (Ahmad und al-Nasa’i). 

 

Was ist mit den angesprochenen Handlungen gemeint?  

Die Gelehrten sagen, es sei eine symbolisch zu verstehende Darstellung unserer Handlungen bei Allah. Natürlich ist Allah allsehend, allwissend und braucht niemanden, der Ihm unsere Handlungen zeigt, da er ständig über uns Bescheid weiß. Wenn der Diener sich jedoch nicht des ständigen Wissens Allahs um ihn bewusst ist, dann sollte er zumindest danach streben, gute Taten zu den Zeiten zu vollbringen, in denen seine Taten – wie beschrieben - Allah gezeigt werden. Wenn er in der Lage ist, Allahs Wohlgefallen zu diesen Zeiten zu erlangen, dann hofft man, dass Allah dessen Fehler und Unzulänglichkeiten zu anderen Zeiten vergeben wird. Es gibt ja ein tägliches Vorlegen der Handlungen des Menschen nach Fajr und Asr, ein wöchentliches Vorlegen am Montag und Donnerstag sowie ein jährliches Vorlegen, welches im Monat Shaʿbān stattfindet. Der Gesandte Allahs (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren) war zu all diesen Zeiten besonders bestrebt, gute Werke zu tun, und er wollte, dass seine Umma das Gleiche tut. 

Eine der besten Handlungen, die wir in Shaʿbān tun können, ist das Fasten, und das ist es, was der Prophet (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren) gerne zu den Zeiten tat, in denen die Taten wie beschrieben erhoben werden, nämlich am Montag und Donnerstag und auch während des Monats Shaʿbān.  

Sayyida `A'isha sagte über den Propheten (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren): „Ich habe ihn in keinem Monat mehr als im Shaʿbān fasten sehen" (Bukhari und Muslim). Außerdem berichtet sie: „Der Monat, in dem er am liebsten fastete, war Shaʿbān."(al-Nasa’i). 

Beide Hadithe beziehen sich natürlich auf das freiwillige Fasten außerhalb von Ramadan.  

Einige Hadithe legen nahe, dass er den ganzen Shaʿbān zu fasten pflegte, aber es gibt mehr Hinweise darauf, dass er den größten Teil des Monats fastete und einige Tage übrig ließ.  

In einem anderen Hadith sagte er (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren), als Antwort auf eine Frage bezüglich des Fastens in Shaʿbān: „In diesem Monat werden diejenigen, deren Tod (im kommenden Jahr) bestimmt ist, für den Todesengel erfasst. Ich liebe es, dass mein Name aufgezeichnet wird, wenn ich faste“ (al-Haythami).  

Eine der Weisheiten, die hinter dem Fasten des Gesandten Allahs (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren) steht, wird von Sayyida `A'isha erwähnt, die sagte, dass er in Sha`ban jedes freiwillige Fasten, welches er im Laufe des Jahres versäumt hatte, nachholen wollte. Zu dieser Zeit fastete sie mit ihm, um die Fastenzeit, die sie im Ramadan versäumt hatte, nachzuholen. (al-Tabarani). Daraus lernen wir, wie wichtig es ist, auch freiwillige Handlungen nachzuholen, an die wir gewöhnt sind, und wir erkennen die Notwendigkeit, alle Tage des Ramadan nachzuholen, die wir versäumt haben, bevor der Ramadan wiederkommt.  

Die Gelehrten erwähnen auch, dass das Fasten in Sha`ban vor dem Ramadan dem Beten der Sunna-Gebete vor dem Pflichtgebet ähnelt, während das Fasten im Shawwal nach dem Ramadan dem Beten der Sunna- Gebete nach dem Pflichtgebet ähnelt. Das Ausführen von freiwilligen Handlungen korrigiert eventuelle Mängel in den von uns ausgeführten Pflichthandlungen. 

Dennoch ist zu erwähnen, dass vom Propheten (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren) überliefert wird: „Wenn die erste Hälfte von Sha`ban beendet ist, soll nicht gefastet werden“ (al-Tirmidhi, Ibn Majah, al-Hakim and Ibn Hibban).   

Die Gelehrten der Shafi`i-Schule verstanden, dass dieser Hadith das freiwillige Fasten in der zweiten Hälfte von Sha`ban verbietet, außer unter bestimmten Umständen. Die anderen Schulen sagen jedoch, dass es kein Verbot des Fastens in der zweiten Monatshälfte gibt, dass es nicht erwünscht ist, ein oder zwei Tage vor dem Ramadan zu fasten. 

Wir haben das Fasten sehr detailliert erwähnt, und das liegt an der großen Anzahl von Überlieferungen zu diesem Thema. Selbst wenn wir nur die „weißen Tage“ (also die Tage um den Vollmond) oder beliebige drei Tage fasten können, hat dies auch eine große Wirkung. 

Abgesehen vom Fasten wird empfohlen, dem Geliebten Allahs reichlich Segen und Frieden zu senden (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren). In diesem Monat offenbarte Allah: „Wahrlich, Allah und Seine Engel senden Frieden und Segen auf den Propheten. Oh ihr, die ihr gläubig seid, sprecht viele Frieden- und Segenswünsche auf ihn.“ (Koran, Sura al-Ahzab 33:56) 

Vielleicht nannte der Prophet Shaʿbān deshalb „meinen Monat“, als er im Hadith sagte: „Raǧab ist der Monat Allahs, Shaʿbān ist mein Monat und Ramadan ist der Monat meiner Umma" (al-Suyuti). 

Auf ihn Segens- und Friedenswünsche zu sprechen ist eines der wichtigsten Mittel, um unsere Verbindung zu ihm in diesem und auch im nächsten Leben zu stärken, wie er uns mitteilte (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren): „Die Menschen, die mir am Tag der Auferstehung am nächsten stehen, werden diejenigen sein, die die meisten Segnungen auf mich senden.“ (al-Tirmidhi).  

Es war auch die Gewohnheit einiger der frühen Muslime, während des Shaʿbān viel Koran zu lesen. Dies -zusammen mit dem Fasten- stellt eine wichtige Vorbereitung auf den Ramadan dar, da es Zeit braucht, bis sich das Selbst (Nafs) an diese Dinge gewöhnt. Wenn wir schon vor Ramadan daran gewöhnt sind, wird es uns leichter fallen, mehr zu tun, wenn der Monat beginnt. Vielleicht ist dies der Grund, dass Imam Abu Bakr al-Warraq sagte: "Im Raǧab sät man die Samen, im Shaʿbān bewässert man sie und im Ramadan erntet man." 

Im Monat Shaʿbān haben sich zwei wichtige Ereignisse zugetragen:  Die Gelehrten der Sira sagen, dass es der Monat war, in dem der Mond für den Gesandten Allahs in zwei Hälften geteilt wurde (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren). Es war auch der Monat, in dem die Qibla (Gebetsrichtung) von Bayt al-Maqdis in Jerusalem zur Kaʿba in Mekka geändert wurde. Während diese Ereignisse nun Vergangenheit sind, gibt es ein bedeutsames Ereignis, das jedes Jahr wiederkehrt, und zwar die fünfzehnte Nacht von Shaʿbān, eine der wichtigsten Nächte des Jahres. 

 

Wir schließen mit der Bitte des Propheten (möge Allah ihn segnen und ihm Frieden gewähren): 

„O Allah, segne uns in Raǧab und Shaʿbān und lass uns Ramadan erreichen.“ (Ahmad) 

 

Quelle:  

http://seekersguidance.org/blog/2011/07/welcoming-the-month-of-sha%E2%80%99ban-interpreters-path-blog/